Im Atelier Beier: Der Frühling starb im August
Im Atelier Beier: Der Frühling starb im August
Unter Insidern legendär sind die Veranstaltungen im Atelier Beier, für das in Schwarzenberg eine in einem romantischen Park gelegene Jugendstil-Turnhalle hergerichtet wurde. Diesmal laden der Kunstzone e.V. und die Baldauf Villa Marienberg zu einem spannenden Abend ein, der sich der militärischen Besetzung der Tschechoslowakei und damit verbundenen Ende des Prager Frühlings widmet.
Vier Komponenten - Lesung, Musik und zwei Ausstellungen - fügen sich im Atelier Beier zu einem weiten Blickwinkel auf das Geschehen, das im Erzgebirge von vielen als Vorbote des nächsten großen Krieges gedeutet wurde.
- Lesung: Der letzte Tag der Kindheit
Utz Rachowski, in Plauen/Vogtland geboren und in Reichenbach im Vogtland aufgewachsen, schreibt über den Berliner Mauerbau aus der Sicht eines Siebenjährigen, dessen Familie daran zerbricht. Sieben Jahre später zerschlugen Panzer den Prager Frühling. Rachowski: "Denn es war Sommer, ein heißer Tag, an dem meine Kindheit zu Ende ging. Es war Dienstag, der zwanzigste August neunzehnhundertachtundsechzig. In der darauffolgenden Nacht überschritten, unter anderem in der Höhe von Vogtland und Erzgebirge, 500.000 ausländische Soldaten die tschechslowakische Grenze."
In der "DDR" wurde Rachowski wegen staatsfeindlicher Hetze zu 27 Monaten Gefängnis verurteilt und 1980 ausgebürgert. Er studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Westberlin und Göttingen und ist Träger zahlreicher Preise. - Musik: Der einzige Ausgebildete
Michal Müller kommt aus Warnsdorf (Varnsdorf) im Schluckenauer Zipfel. Warnsdorf liegt im Lausitzer Gebirge, an das sich nördlich und östlich das Erzgebirge anschließt. Der Musiker, Sänger und Songwriter ist der einzige ausgebildete Zitherspieler und -lehrer in Tschechien. Neben klassischer Literatur bewegt er sich zwischen Blues, Jazz, World Music und freien Interpretationen. Müller: "Die Zither ist einfach mein Instrument, ein Ausdrucks- und Kommunikationsmittel sowie meine Stimme." - Ausstellung: Dokumentation "Der Frühling starb im August"
Thomas Häntsch, Autor, Fotograf und Journalist, reist aus Weeze an, wurde aber in Rothenthal/Erzgebirge geboren und lebt seit den frühen Neunzigerjahren in Nordrhein-Westfalen.
Seine Ausstellung bietet einen Einblick in die Welt von 1968, als Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechslowakei einmarschierten. Dokumentiert hat er auch die Repressionen des "DDR"-Staatsapparates und die Darstellung in den staatlich gelenkten Medien. Zu sehen sind u.a. Dokumente aus dem Militärhistorischen Bundesarchiv und der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes sowie private Fotos von den Truppen im Erzgebirge. - Ausstellung: "Prager Frühling" Kunst und Revolution 1:35
Matthias Schmeier aus Köln hat das Modell "Prager Frühling" gebaut. Als politischer Künstler ist er mit seiner Gesellschaftskritik ein Exot in der Modellbauerszene. Scheier zeigt Leid, Tod und Zerstörung beklemmend genau. Als Berufsschullehrer versucht er auf bisweilen sehr ungewöhnlichen Wegen, seine Schüler wachzurütteln und ihnen zu vermitteln, welche Gestaltungsspielräume die Gesellschaft bietet.
Prädikat: Unbedingt hingehen!
Sonntag, 22. Juli 2018, 17 Uhr,
Atelier Beier, Park Ottenstein,
Karlsbader Straße 3A, 08340 Schwarzenberg/Erzgebirge
Der Eintritt ist frei!
Zugang gegenüber der südlichen, in Richtung Johanngeorgenstadt gelegenen Zufahrt zum Kaufland-Parkplatz. Bitte nicht mit Kraftfahrzeugen auf den Ottenstein fahren!
Zielkoordinaten:
50°32'25.8"N 12°47'16.6"E
50.540500, 12.787954
Tipp!
Es handelt sich zugleich um eine der selten gewordenen Gelegenheiten, Einblick in dieses ungewöhnliche Atelier des Holzbildhauers und Kunstkneipers Jörg Beier, spiritus rector der Freien Republik Schwarzenberg, zu erhalten.
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