Lob aus Zittau
Lob aus Zittau
Abb.: Das Künstlergässchen Schwarzenberg, einer der entspanntesten Orten der Welt. Und Handyempfang, das hatten wir in der "DDR" auch schon.
Das macht er auch, das Trommeln und Pfeifen für Zittau - und sehr zu Recht: Liegt die schöne Stadt, in der hinter jeder Ecke ein Geheimnis lauert, doch inmitten einer spannenden Dreiländerregion! Nirgends sonst rücken Böhmen, Niederschlesien und Sachsen so sehr zusammen wie am Mandaufluss.
Verlockendes Erzgebirge
Es zeugt von wahrer Größe, dass genau dieser Kai Grebasch nun auf das Erzgebirge hinweist. Das macht er in seinem klug geschriebenen Blog "Zittau - meine Woche"; in Ausgabe #5 ist ein Kapitel mit "Hammer" überschrieben. Es geht um den Film "Weit Weg von allem: Erzgebirge.", für den das Regionalmanagement Erzgebirge vermutlich all seinen Mut zusammennehmen musste, folgt er doch so gar nicht den oft allglatten Klischees von Marketingleuten, die oft nur ausgelutschten Konzepten folgen, um jewede Kritik abrutschen zu lassen.
Im Film gelingt einem Auswärtigen (erzgebirgisch: 'nem Fremme) schließlich der innere Blick auf das "Herzgebirge", was übrigens nicht allein sein Verdienst ist, sondern vor allem mit der Integrationskraft der Erzgebirger zu tun hat: Mit jedem neuen Bergkgeschrey zogen Leute aus aller Herren Länder ins Gebirge. Auch nach 1945, als Flüchtlinge und Vertriebene vielerorts nicht wohlgelitten waren, wurden diese im Erzgebirge ganz selbstverständlich aufgenommen.
Willkommen im Erzgebirge!
Ein bewegendes Zeugnis dafür ist das Video mit Ingo Andratschke, der aus Jägerndorf (Krnov) in Österreichisch-Schlesien im Sudetenland stammt und als Vertriebener als Fünfjähriger nach Schwarzenberg im Erzgebirge kam. Das Video ist auf der Seite des HEYMAT-Projektes über Stefan Heym abrufbar.
Stefan Heym und sein Stasi-Aufpasser bei Recherchen in Schwarzenberg, Plastiken des Holzgestalters Jörg Beier
Der aus Chemnitz stammende Schriftsteller, geboren als Stefan Flieg, der vor den Nazis flüchten musste und in US-Uniform als Befreier in seine Heimatstadt zurückkehrte, wurde mit seinen Roman "Schwarzenberg" (1984), der die Tatsachen der der unbesetzten Zeit - Aktivisten hatten in der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg die Nazis selbst entmachtet und mussten, um die Versorgung zu sichern, am 26. Juni 1945 die Rote Armee herbeibitten - aufgegriffen und den Begriff der "Freien Republik Schwarzenberg" geboren. Tatsächlich sind die sechs Wochen zwischen der Verhaftung führender Nazis und dem Einmarsch der Roten Armee als Lehrstück in Sachen Basisdemokratie in die Geschichte eingegangen.
Basislager Schwarzenberg
Basis ist ein gutes Stichwort: Wenn sich Zittauer nun auf den Weg ins Erzgebirge machen, dann sollten sie ihr Basislager in Schwarzenberg - immerhin der "Silbernen Perle des Erzgebirges" - aufschlagen. Dass die silberne Perle zu einem überdimensionalen silbrigen Fußball inmitten eines Kreisverkehrs geführt hat, ist der Fußballregion Erzgebirge zu verdanken: Bis zum Veilchen-Stadion von Wismut Aue - äh, sorry, des Erzengel-Kumpelvereins FC Erzgebirge - sind es keine zehn Kilometer und auf halber Strecke gab es die Oberligamannschaft aus Lauter, die jedoch als Entwicklungshilfe an die Küste exportiert wurde und dort zum FC Hansa Rostock mutierte.
Kann man kaufen: Figuren des Holtgestalters Hartmut Rademann (Laden gleich neben Kunst & Kneipe), hier ausgestellt am Aussichtsbalkon des Seniorenheims "Am Schlossberg"
Wer in Schwarzenberg eintauchen will in die Welt des Erzgebirges, kommt um Kunst & Kneipe "Zur Freien Republik Schwarzenberg" nicht herum. Dort sitzen die Typen, die das Lokalkolorit ausmachen und das tun, was man im Erzgebirge besonders gern macht: zusammensitzen und von alten Zeiten erzählen. Allerdings wurde in der Kneipe - ob nun im Weinkeller "Zum Drachen" oder in Nobelcafé Piano - auch schon so manches Projekt ausgeheckt. Und gleich am nächsten Morgen, do gieht's luus...
Tipp:
Die Galerie Silberstein in Kunst & Kneipe - auf halber Höhe zwischen dem Weinkeller und dem Nobelcafé - zeigt aktuell Werke des Holzgestalters Jörg Beier (1946-2021) und des Grafikers Ralf Alex Fichtner (RAF, 1952-2022).
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