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Christo in Schwarzenberg

Christo in Schwarzenberg

Ausweis von 1995
Ausweis von 1995
Schwarzenberg, 2. Juni 2020. Vorgestern ist der in Bulgarien geborene Künstler Christo Vladimirov Javacheff - der unter dem Namen Christo gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude als Verhüllungskünstler bekannt wurde - in seiner Wohnung in einer stillgelegten Fabrik in New York, in der beide seit ihrer Übersiedlung in die USA gelebt hatten, im Alter von 84 Jahren gestorben. Zwischenstation nach seiner Flucht aus dem sozialistischen Bulgarien im Jahr 1957 über Prag war Paris. Schwarzenberg hat dank des Künstlers Jörg Beier eine ganz besondere Beziehung zu Christo und Jeanne-Claude.

Der Schwarzenberger Holzgestalter Jörg Beier hatte schon frühzeitig einen Draht zu Christo und war mit ihm seit Anfang der Achtzigerjahre gut befreundet. So gelang es ihm bereits 1985 - und dann noch einmal Anfang 1989 - noch zu tiefster "DDR"-Zeit in der von ihm geleiteten Kulturbund-Galerie "Galerie S" (heute Galerie Silberstein) ein Coup: Die vermutlich erste und einzige Ausstellung über Christo im Ostblock.

Ausstellungspakat von 1989, Foto: © <a href="https://beiermedia.de/" title="Link" rel="noopener" target="_blank"><span style="color:#003466"><u>BeierMedia.de</u></span></a>
Ausstellungspakat von 1989, Foto: © BeierMedia.de

Nun wäre im im real existierenden Sozialismus undenkbar gewesen, eine Ausstellung über einen aus dem bulgarischen Bruderland Geflüchteten zu machen, zumal in Schwarzenberg das Thema besonders sensibel besetzt ist: Zwei Brüder aus dem Ort - Freunde von Beier - waren in den Sechzigerjahren in Bulgarien an der Grenze zur Türkei erschossen worden; die Eltern erhielten nie Auskunft darüber, wo ihre Kinder bestattet wurden - es kam durchaus vor, dass Leichen einfach liegengelassen wurden.

Vor diesem Hintergrund war es von Vorteil, dass vor allem die Stasi, die Jörg Beier bis zum Schluss bespitzelte, rein gar nichts von Kunst und Kultur in aller Welt wusste, wenn es nicht gerade offiziell publik gemacht wurde. So konnte Beier seinen Künstlerkollegen als bulgarischen Künstler verkaufen und dessen Werke wie etwa The Pont Neuf Wrapped ausstellen.

Erst im Jahr 1995 begegneten sich Christo und Jörg Beier persönlich. In diesem Jahr wurde das von Christo seit 1971 verfolgte Projekt Wrapped Reichstag Wirklichkeit und Jörg Beier war einer der Monitore, die den Besuchern das verhüllte Berliner Reichstagsgebäude als Kunstwerk erklärten.

Doch wozu all diese Verhüllungen und Installationen, die Christo und die 2009 verstorbene Jeanne-Claude gemeinsam realisierten? Keinesfalls geht es um "Verpackung", wie weniger kunstsinnige Zeitgenossen die verhüllten Gegenstände und Gebäude gern einordnen. Verpackung hat immer eine Schutzfunktion, Christo aber hat verhüllt, um Merkmale und Formen hervorzuheben. Ähnliche Anliegen verfolgten auch andere Projekte wie etwa "The Floating Piers" auf dem italienischen Iseo-See oder "The Gates" im New Yorker Central Park.

Weitere Projekte werden nach Christos Tod weitergeführt, so etwa The Mastaba in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Christos einziges auf Dauer angelegtes Großprojekt. "L'Arc de Triomphe, Wrapped", konzipiert seit 1962, sollte 2020 zu erleben sein, ist aber wegen der Corona-Pandemie auf den 18. September bis 3. Oktober 2021 verschoben.

Mehr:
Deutschlandfunk Kultur vom 31. Mai 2020:
Nachruf auf Christo - Meister der Verhüllung

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