Nach Auffassung der Mehrheit der Schwarzenberger Stadtoberen gilt als politische Veranstaltung, wenn durch Rede, Musik, Programm, visuelle Gestaltung und Ausschmückung, Zeichen, Symbole oder auf andere Weise für eine politische Partei, Vereinigung oder Bewegung oder eine kommunale Wählervereinigung geworben wird. Das soll auch gelten für Dachverbände und Untergliederungen und wenn bei der Veranstaltung eine Übereinstimmung mit politischen Programmen, Zielen oder Ideen bekundet wird. Hintergründe und Meinungen finden sich in einem Artikel, der am 31. Januar 2018 in der Freien Presse erschienen ist.
Sonderlich weit gedacht ist das Polit-Verbot nicht - es sei denn, die Schwarzenberger Stadtgesellschaft soll auf Musikantenstadl-Niveau gestaltet werden. Warum veröffentlicht diese Stadt nicht gleich eine Blacklist der Werke politischer Liedermacher von Wolf Biermann (dem das Singen immerhin vor dem Bundestag erlaubt war) über Franz-Josef Degenhard, Heinz-Rudolf Kunze, Reinhard Mey, Georg Ringsgwandl und Hannes Wader bis hin zu Konstantin Wecker, deren Musik hier offenkundig nicht erwünscht ist?
Wie schwach muss das demokratische Selbstvertrauen ausgeprägt sein, wenn Kultur und Kunst nur noch entpolitisiert Öffentlichkeit finden sollen?
Per dato sind die beiden Satzungen auf der Schwarzenberger Website nicht auffindbar. Insofern kann noch nicht nachvollzogen werden, ob nur politisch gefärbte Veranstaltungen und Auftritte "pro" oder auch "gegen" unterbleiben müssen. Kabarettist möchte ich jetzt und hier nicht sein...
Oder vielleicht doch: Man könnt' ja ein Stück aufführen, in dem sich politische Verantwortungsträger pausenlos ins Knie hacken. Das ist ja nun wirklich unpolitisch.
P.S.: Ist es politisch, sich über Toleranz zu äußern?