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Zinn und Wolfram: Neues "Bergkgeschrey" im Erzgebirge?

Zinn und Wolfram: Neues "Bergkgeschrey" im Erzgebirge?

Pöhla, 6. Dezember 2016. Die Saxony Minerals & Exploration AG (SME AG) aus Halsbrücke bei Freiberg hat gestern mit der Freimachung des Baufeldes für das Abteufen eines Erkundungsschachtes in Pöhla bei Schwarzenberg begonnen. Damit könnte der aktive Bergbau nach Jahren der Ruhe im nennenswerten Umfang ins Erzgebirge zurückkehren. Das Bewilligungsfeld südlich von Pöhla ist ungefähr 408 Hektar groß. Hier will das Unternehmen ab dem zweiten Halbjahr 2017 drei Erzlager erschließen und im Jahr 2019 mit dem eigentlichen Abbau beginnen.
Abbildung: Sachsen ist ein an Bergbautraditionen reiches Land. Im Bild die Tagesanlagen des früheren Martin Hoop Schachts IV in der Nähe von Zwickau, wo unter Tage Steinkohle abgebaut wurde.

Gute Hoffnung für frisches Glück im Berg

"Die Erzlagerstätten im Pöhlaer Bergbaugebiet sind genauestens lokalisiert", weiß Dr.-Ing. Klaus Grund, Vorstandsmitglied der SME AG. Der studierte Bergbauingenieur und Markscheider wird konkret: "Ab Januar 2017 werden wir einen 175 Meter tiefen Erkundungsschacht mit drei Metern Durchmesser graben, der genau zu einer der Erzlagerstätten, in diesem Fall einem Wolfram- und Fluoridfeld, führt. In der zweiten Jahreshälfte 2017 werden wir dann dort im Rahmen des Erkundungsbergbaus mit der ersten Erzgewinnung beginnen können."

Schon im Mai 2012 hatte die SME AG vom Sächsischen Oberbergamt die Bewilligung nach dem Bundesberggesetz erhalten, oberhalb von Schwarzenberg um Pöhla und Globenstein herum Zinn, Wolfram und Flussspat abzubauen. Danach kam es zu Probebohrungen. Gestern rückten nun die Bagger an. Ein Förderturm für einen neuen Erkundungsschacht soll im Frühjahr 2017 errichtet werden. Die Anlage wird der Vorbote der neuen Zinn- und Wolframmine werden.

Bergbau ohne Großunternehmen und Konzerne

Für ein Bergwerk muss man zunächst ordentlich in die Kasse fassen. Das sieht auch Andreas Reissner, Vorstandsvorsitzender der SME AG, so: "Das Investitionsvolumen beträgt rund 25 Millionen Euro.“ Allerdings nicht sofort, denn: "Je nach Projektfortschritt werden die Mittel Tranche für Tranche zur Verfügung gestellt." Und woher kommt die Kohle für das Erz? Reisener: "Bei unseren Investoren handelt es sich bis dato ausschließlich um natürliche Personen, unter anderem auch aus der Erzgebirgsregion. Es sind keinerlei Großunternehmen oder Konzerne beteiligt."

Was hängt an Arbeitsplätzen dran?"

Insgesamt werden in der Erkundungsphase voraussichtlich dreizehn Arbeitsplätze geschaffen.

Die technische Projektleitung hat Dr.-Ing. Klaus Grund übernommen, ein zusätzlicher Projektmanager, der das operative Geschäft vor Ort verantwortet, kommt in Kürze hinzu. Wenn das Bergwerk dann wie geplant ab 2019 vollständig in Betrieb ist, wird die SME AG in Pöhla rund 120 bis 150 Leute beschäftigen.

Der Erkundungsschacht übrigens wird im Regelbetrieb der vorgeschriebene zweite Tageszugang zum Bergwerk sein.

Die Lagerstätte Pöhla

Bei den Pöhlaer Erzfeldern handelt es sich um eine polymetallische Lagerstätte aus Wolfram, Fluorid und Zinn. Der Erzgehalt des Gesteins liegt bei 0,6 bis 1,2 Prozent und damit deutlich über dem Wert vergleichbarer Lagerstätten.

Im ersten Schritt will die SME AG Wolfram und Fluorid abbauen. Mit dem Erkundungsschacht geht es los, 2.000 bis 3.000 Tonnen Wolframerz soll er ausspucken. Das wird chemisch-metallurgisch ausgewertet und dann aufbereitet. Die Ergebnisse dieser ersten Phase der Erzgewinnung sind wesentliche Grundlage für eine bankfähige Machbarkeitsstudie: Die weitere Planung der kommerziellen Aufbereitungsanlage hängt schließlich von der Finanzierung ab.

Ein langanhaltender Bergbau-Boom?

Geschätzte 30 bis 40 Jahre soll das neueste "Bergkgeschrey" ab 2019 anhalten. Dass man dafür einen langen Atem braucht, weiß auch Dr.-Ing. Grund: "Allein für das Planfeststellungsverfahren, das sich über mehrere Jahre hinzog, hat die SME AG eine Million Euro investiert." Und die erwähnten 25 Millionen Euro sind ebenfalls reine Investitionskosten.

Allerdings sollen die Bewohner des neuern Bergbaugebietes kaum etwas vom neuen Bergbau merken. Weil der bereits vorhandene Weg recht schmal ist, muss eine völlig neue Umgehungsstraße für den Betriebsverkehr gebaut werden. Um Pöhla vor Lärm zu schützen, wird sie um den Ort herumgeführt. Dafür hat der Stadtrat Schwarzenberg schon seinen Segen erteilt.

Neue Halden wird es nicht geben, die vorhandene wird weitergenutzt.

Na da: Glück auf!

Mehr:
www.smeag.de

Der Görlitzer Anzeiger berichtete aus dem Erzgebirge:
05.07.2006: Im Gedärm der erzenen Berge

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